Veröffentlicht am: | 01.10.2015 |
Veröffentlicht von: | Christoph Herbort-von Loeper M.A. Leibniz-Gemeinschaft |
Kategorie: | Forschungs- / Wissenstransfer Forschungsergebnisse |
Mit der anhaltenden Flüchtlingswelle kommen viele Kinder und Jugendliche aus Krisengebieten nach Deutschland. Bildungsforscher der Leibniz-Gemeinschaft raten zu einer raschen Integration in den regulären Schulalltag.
„Die besten Chancen auf eine erfolgreiche Integration haben wir, wenn geflüchtete Kinder im frühen Alter bald Kitas und Kindergärten besuchen und dabei Austausch mit deutschsprachigen Kindern haben“, sagte Marcus Hasselhorn, geschäftsführender Direktor am Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt, auf einer Pressekonferenz anlässlich des vom Leibniz-Forschungsverbund „Bildungspotenziale“ organisierten bildungspolitischen Forums in Berlin. „Das ist eine extreme Herausforderung für Lehrer, Eltern und Schüler, aber wir müssen eine Ghettoisierung verhindern“, erklärte auch der Bildungsökonom Ludger Wößmann vom ifo Zentrum für Bildungsökonomik in München. Für beide Leibniz-Bildungsforscher ist das rasche Erlernen der deutschen Sprache Dreh- und Angelpunkt einer gelungenen Integration. Gerade im Grundschulalter weisen ihnen zufolge Kinder eine hohe Fähigkeit auf, neue Sprachen schnell zu erlernen. Es gebe ein Zeitfenster bis etwa zum zehnten Lebensjahr, das müsse man nutzen, betonte Hasselhorn. Ausschlaggebend sei zudem das Umfeld. Sobald mehr als 40 Prozent der Schulkinder keine Muttersprachler seien, ist das Erlernen der neue Sprache deutlich schlechter, sagte Hasselhorn. Zur erfolgreichen Integration älterer Schüler empfahlen die Bildungsforscher, über Sprachintensivkurse auf den Besuch des regulären Unterrichts vorzubereiten. Flüchtlinge ohne Qualifikation, riet Wößmann, sollten so rasch wie möglich in den Arbeitsmarkt integriert werden. Um ihre Beschäftigung für Unternehmen attraktiv zu gestalten, sollten Sonderregelungen greifen, ähnlich wie bei Langzeitarbeitslosen. So könnte zum Beispiel bei der Beschäftigung von Flüchtlingen die Verpflichtung, Mindestlohn zu zahlen, für ein Jahr ausgesetzt werden, schlug Wößmann vor.
„Akzeptanz und Umsetzbarkeit von Bildungsreformen: Wie wir Bildungspotenziale ausschöpfen können“ war eine Tagung des Forschungsverbunds „Bildungspotentiale“ der Leibniz-Gemeinschaft; dies ist ein Zusammenschluss von 16 der insgesamt 89 Institute der Forschungsorganisation. Hier widmen sich fachübergreifend Pädagogen, Neurowissenschaftler, Ökonomen, Politikwissenschaftler, Psychologen, Soziologen wie Informatiker wichtigen Fragen der Bildungspolitik und helfen so mit, tragfähige Bildungskonzepte zu entwickeln und erfolgversprechende Reformen anzustoßen. Dank des Verbunds ist es in den vergangenen Jahren gelungen, das Profil als Leibniz-Gemeinschaft weiter zu schärfen. „Leibniz“ ist heute die Forschungsorganisation mit der größten und umfassendsten Expertise auf dem Feld der Bildung. Hier wird der nationale Bildungsbericht koordiniert und es entstehen wichtige, in der Öffentlichkeit wahrgenommene Studien wie jüngst das ifo Bildungsbarometer.
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Die Leibniz-Gemeinschaft
Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 89 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung, unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Institute pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die 89 Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.100 Personen, darunter 9.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,64 Milliarden Euro.