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Leibniz-Einrichtungen in Hannover, Potsdam, Dresden und Leipzig evaluiert

Veröffentlicht am:22.11.2022
Veröffentlicht von:Christoph Herbort-von Loeper M.A.
Leibniz-Gemeinschaft
Kategorie:Wissenschaftspolitik
Organisatorisches
Übersicht:

Die Förderung von fünf Leibniz-Einrichtungen soll fortgeführt werden. Das hat der Senat der Leibniz-Gemeinschaft nach Abschluss der regelmäßigen wissenschaftlichen Evaluierung beschlossen. Eine erneute Überprüfung der Fördervoraussetzungen soll bei allen fünf Einrichtungen nach dem Regelturnus von sieben Jahren erfolgen.

Beschreibung:

Folgende Leibniz-Einrichtungen wurden evaluiert:

• ARL – Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft, Hannover (ARL)

• Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP)

• Leibniz-Institut für Polymerforschung Dresden e. V. (IPF)

• Leibniz-Institut für Troposphärenforschung e. V., Leipzig (TROPOS)

• Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa, Leipzig (GWZO)

Zu den Stellungnahmen des Senats der Leibniz-Gemeinschaft im Einzelnen:

1) ARL – Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft, Hannover (ARL)

Die ARL – Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft befasst sich mit räumlichen Strukturen und Entwicklungen und ihren politisch-planerischen Steuerungsmöglichkeiten. Der räumliche Arbeitsschwerpunkt liegt auf Deutschland, eingebettet in seinen europäischen und globalen Bezügen. Als „soziale Forschungsinfrastruktur“ führt die ARL ungefähr 650 Personen in unterschiedlichen Arbeitsgremien zusammen.

Die Strukturierung dieser ehrenamtlichen Mitarbeit ziehe hohe Anforderungen an die Steuerungsleistung nach sich, so der Senat der Leibniz-Gemeinschaft in seiner heute veröffentlichten Stellungnahme. Er würdigt, dass das Präsidium der ARL in den vergangenen Jahren wie empfohlen mit der Umsetzung erster Maßnahmen zur personellen und strukturellen Entwicklung begonnen habe. So seien Reformen zur Altersstruktur abgeschlossen und vermehrt international ausgerichtete Arbeitsgremien eingerichtet worden. Auch der Anteil von Expertinnen aus Wissenschaft und Praxis sei gestiegen. Der vom ARL-Präsidium begonnene Veränderungsprozess müsse aber beschleunigt und unter anderem die Diversität des Netzwerks in Bezug auf die Internationalisierung, fachliche Breite und die Gleichstellung der Geschlechter weiter erhöht werden.

Der Senat empfiehlt daher Bund und Ländern, die nächste Überprüfung der Fördervoraussetzungen in vier Jahren vorzusehen.

2) Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP)

Das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) erbringt nach Einschätzung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft hervorragende Leistungen in der astronomischen Grundlagenforschung und Instrumentenentwicklung. In einem Spektrum, das von der Sonnenphysik bis hin zur Untersuchung weit entfernter Galaxien reicht, erarbeite es ausgezeichnete, international sichtbare Forschungsergebnisse. Eine besondere Stärke des AIP liege in der Entwicklung von Instrumenten für den Einsatz in den weltweit größten Teleskopen und in Satelliten. Dabei stellt der Senat die Arbeiten an zwei wichtigen Instrumenten für das Extremely Large Telescope der Europäischen Südsternwarte heraus, das nach seiner Fertigstellung in etwa zehn Jahren das größte optische Teleskop der Welt sein soll.

Das AIP habe äußerst vielversprechende Planungen vorgelegt, wie die dadurch neu entstehenden Messmöglichkeiten wissenschaftlich genutzt werden können. Es sei sehr gut, dass zur Unterstützung der Forschungen in großem Umfang Drittmittel eingeworben würden, insbesondere auch auf europäischer Ebene. Der Senat hebt die sehr gute internationale Vernetzung sowie die intensive Kooperation mit der Universität Potsdam hervor, die sich unter anderem an einem gemeinsamen, stark nachgefragten Masterstudiengang zeige. Der Anteil von Wissenschaftlerinnen am AIP sei gestiegen, vor allem unter den Promovierenden. Leitungspositionen seien zuletzt häufiger mit Frauen besetzt worden, diese Entwicklung müsse nun fortgeführt werden, denn bisher sei ihre Zahl immer noch gering. .

Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des AIP fortzusetzen.

3) Leibniz-Institut für Polymerforschung Dresden e. V. (IPF)

Das Leibniz-Institut für Polymerforschung Dresden (IPF) arbeite sehr erfolgreich zu polymeren Funktionsmaterialien und Polymerwerkstoffen mit neuartigen oder verbesserten Eigenschaften, so der Leibniz-Senat in seiner heute veröffentlichten Stellungnahme. Dabei verfolge das Institut einen interdisziplinären Ansatz, der über die Chemie, Physik und Ingenieurwissenschaften hinaus bis in die Biologie und Medizin reiche. Das breite fachliche Spektrum sowie die Verbindung von Grundlagenforschung und Anwendung ermöglichten es, polymerbezogene Fragestellungen aus einer ganzheitlichen Perspektive zu betrachten. Dadurch hebe sich das IPF von anderen in diesem Bereich tätigen Einrichtungen ab. Die wichtigen disziplinübergreifenden Aktivitäten des IPF sollten künftig über entsprechende Publikationswege noch deutlich sichtbarer gemacht werden. Die hohe Anwendungsrelevanz der Ergebnisse zeige sich in zahlreichen Patenten, Lizenzen und Ausgründungen.

Das IPF verfolge sehr vielversprechenden Planungen, um die Forschung an der Schnittstelle zwischen Elektronik und biologischen Materialien auszubauen. Dazu würden derzeit zwei Forschungsbereiche aufgebaut. Anstehende Besetzungsverfahren für Leitungsaufgaben müssten genutzt werden, um den Anteil von Wissenschaftlerinnen weiter zu erhöhen. Der Senat begrüßt das außergewöhnlich starke Engagement des IPF in der Ausbildung nicht-wissenschaftlichen Personals. Das Institut sei hervorragend in die Dresdner Forschungslandschaft eingebettet und die Promovierenden in verschiedene dortige Programme eingebunden. Es sei deshalb wichtig, deren Vernetzung zu verbessern, wie es das Institut in seiner Stellungnahme ankündige.

Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des IPF fortzuführen.

4) Leibniz-Institut für Troposphärenforschung e. V., Leipzig (TROPOS)

Das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) erforscht die komplexen physikalischen und chemischen Prozesse in der untersten Schicht der Erdatmosphäre in Bezug auf Aerosole, Wolken und deren Wechselwirkungen. Das Ziel ist, wesentliche Zusammenhänge im System Mensch–Umwelt–Klima besser zu verstehen.

Seit der vergangenen Evaluierung habe TROPOS seine vielfältigen Aktivitäten erfolgreich weiterentwickelt, so der Leibniz-Senat in seiner heute veröffentlichten Stellungnahme. Hervorgehoben werden die außerordentlich innovativen Messinstrumente, die das Institut entwickle, und seine maßgebliche, in Deutschland führende Beteiligung am europäischen Forschungsnetzwerk ACTRIS (Aerosol, Clouds and Trace Gases Research Infrastructure). TROPOS nutze seine ausgezeichneten Technologien für Experimente und hochwertige Langzeit-Beobachtungen weltweit sowie zur Entwicklung eigener Modelle der Atmosphärendynamik. Sehr gute Ergebnisse sieht der Senat insbesondere in den Arbeiten des Instituts zu eiskeimenden Partikeln oder zu Rauch in der Atmosphäre, wie er durch Waldbrände entsteht. Zudem berate das Institut Behörden und Politik, etwa hinsichtlich Luftverschmutzung. Das weitere Verständnis von Aerosolen und Wolken, das TROPOS erarbeite, sei für die Erdsystemforschung insgesamt äußerst bedeutsam. Eine strategisch noch stärkere Einbettung der eigenen Arbeiten in größere wissenschaftliche Zusammenhänge werde den übergreifenden Zielen des Instituts zugutekommen.

Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des TROPOS fortzusetzen.

5) Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa, Leipzig (GWZO)

Das Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) in Leipzig forsche, so der Senat der Leibniz-Gemeinschaft, sehr erfolgreich zu den Räumen zwischen Ostsee, Schwarzem Meer und Adria vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart. Eine besondere Stärke des Instituts liege auch in der öffentlichen Vermittlung neuer historischer Ergebnisse. Das Leistungsspektrum reiche von internationalen Ausstellungsprojekten, die das Institut gemeinsam mit Partnern wie der Staatlichen Kunstsammlung Dresden oder der Nationalgalerie Prag erarbeite, bis hin zu Podcasts und weiteren digitalen Formaten.

Seit seiner Aufnahme in die Leibniz-Gemeinschaft im Jahr 2017 habe sich das GWZO sehr gut entwickelt. Unter der Leitung der seit einem Jahr amtierenden neuen Direktorin setze man derzeit wichtige Impulse für die weitere inhaltliche und strukturelle Profilierung des Instituts. Der Senat erwarte, dass nun auch die vakante stellvertretende Leitung wie geplant zügig besetzt werde. Dies sei auch mit Blick auf die interessanten strategischen Planungen für die kommenden Jahre wichtig.

Das GWZO fördere, so der Senat weiter, die wissenschaftlich Beschäftigten in früheren Karrierephasen sehr gut und habe Geschlechterparität beim wissenschaftlichen Personal erreicht. GWZO und Universität Leipzig würden von der engen Zusammenarbeit profitieren, die derzeit noch weiterentwickelt werde. Das Institut pflege wertvolle internationale Kooperationsbeziehungen insbesondere in seinen Forschungsregionen. Der Senat würdigt, wie das Institut zügig, z. B. mit einem Hilfsprogramm für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, auf die dramatische Situation nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine reagiert habe. Der Senat unterstützt die Überlegungen, wissenschaftliche Kontakte in die Ukraine weiter auszubauen.

Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des GWZO fortzusetzen.

Die einzelnen Senatsstellungnahmen finden Sie im Wortlaut auch auf den Internetseiten der Leibniz-Gemeinschaft unter

Hintergrund:

Jede Leibniz-Einrichtung wird regelmäßig extern evaluiert, spätestens alle sieben Jahre. International ausgewiesene Sachverständige bewerten die Leistungen und Strukturen jeder Einrichtung.

Grundlage für die Bewertung ist eine schriftliche Unterlage der Einrichtung, außerdem im Regelfall ein Evaluierungsbesuch am Institut. Da in den zurückliegenden Monaten pandemiebedingt Evaluierungsbesuche entfallen mussten, erfolgte die Bewertung der Einrichtungen über ein Ersatzverfahren mit digitalen Sitzungen und schriftlichen Einschätzungen.

Die Ergebnisse der Begutachtung werden in einem Bewertungsbericht festgehalten, zu dem die bewertete Institution Stellung nehmen kann. Auf dieser Grundlage verabschiedet der Senat der Leibniz-Gemeinschaft eine wissenschaftspolitische Stellungnahme, die in der Regel Empfehlungen zur weiteren Förderung der Leibniz-Einrichtung enthält.

Diese Senatsstellungnahme dient der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) zur Überprüfung der Fördervoraussetzungen. Zusammen mit den Anlagen A (Darstellung der wesentlichen Inhalte und Strukturen der Einrichtung), B (Bewertungsbericht) und C (Stellungnahme der Einrichtung zum Bewertungsbericht) werden die Senatsstellungnahmen auf der Internet-Seite der Leibniz-Gemeinschaft veröffentlicht. Alle an der Bewertung und Beurteilung beteiligten Gremien sind ausschließlich mit Personen besetzt, die nicht an Leibniz-Einrichtungen tätig sind.

Pressekontakt für die Leibniz-Gemeinschaft

Christoph Herbort-von Loeper

Tel.: 030 / 20 60 49 – 471

Mobil: 0174 / 310 81 74

Die Leibniz-Gemeinschaft

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 97 eigenständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen knapp 21.000 Personen, darunter etwa die Hälfte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,9 Milliarden Euro.