Veröffentlicht am: | 13.11.2014 |
Veröffentlicht von: | Anke Sobieraj Deutscher Akademischer Austauschdienst e.V. |
Kategorie: | Wissenschaftspolitik Buntes aus der Wissenschaft |
DAAD-Studie zur Willkommenskultur an deutschen Hochschulen
In Deutschland gibt es derzeit 300.000 ausländische Studierende. In einer repräsentativen Studie hat der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) 11.000 von ihnen gefragt, wie gut sie sich in Deutschland aufgenommen fühlen, weshalb sie sich für eine Hochschule in der Bundesrepublik entschieden haben und was sie für ihre Zukunft planen. Im Rahmen der Vorstellung der Studie teilen Prof. Dr. Maria Böhmer, Staatsministerin im Auswärtigen und Prof. Dr. Margret Wintermantel, Präsidentin des DAAD folgendes mit:
Gemeinsame Pressemitteilung mit dem Auswärtigen Amt
Staatsministerin im Auswärtigen Amt Prof. Dr. Maria Böhmer sagt:
„Deutschland ist zum zweitbeliebtesten Einwanderungsland nach den USA und vor Kanada und Australien aufgestiegen. Unser Zuwanderungsrecht gehört zu den liberalsten weltweit. An deutschen Hochschulen sind derzeit rund 300.000 internationale Studierende eingeschrieben. Und die Bundesregierung erwartet, dass die von ihr für 2020 gesetzte Zielmarke von 350.000 internationalen Studierenden erreicht und vielleicht noch übertroffen wird. Ausländische Studierende bei uns willkommen zu heißen, liegt in unserem wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und auch außenpolitischen Interesse. Deutsche Hochschulen sind ein wichtiger Ort der Integration. Das Auswärtige Amt fördert daher mit rund 7,5 Mio. Euro pro Jahr das Stipendien- und Betreuungsprogramm „STIBET“ des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und stärkt damit die Willkommenskultur an deutschen Universitäten. Die Schwierigkeiten bei der Kontaktaufnahme zu Einheimischen und die hohen Studienabbrecherquoten zeigen uns jedoch, dass hier weitere Anstrengungen notwendig sind. Bei der Mehrheit der befragten Universitäten stammen mehr als 50 Prozent der Investitionen in Willkommenskultur aus dem „STIBET“-Programm, bei rund einem Drittel der Universitäten sind es sogar mehr als 80 Prozent. Willkommenskultur ist jedoch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Hier sind Bund, Länder, Hochschulen und Kommunen gefragt.“
DAAD-Präsidentin Prof. Margret Wintermantel sagt:
„Noch nie waren an deutschen Hochschulen mehr ausländische Studierende eingeschrieben als heute. Auch nach dem Studienabschluss bleibt jeder zweite ausländische Absolvent zunächst in Deutschland. Insgesamt sind die ausländischen Absolventen gut in den Arbeitsmarkt integriert. Das ist sehr positiv, denn internationale Spitzenkräfte sind ein ganz wesentlicher Bestandteil der deutschen Hochschullandschaft und eine Bereicherung für unsere Gesellschaft. Nur mit ihnen bleibt Deutschland weiterhin weltweit wettbewerbsfähig. Ausländische Studierende kommen vor allem wegen der hohen Qualität der deutschen Hochschulen. Sie fühlen sich während ihres Studiums gut betreut und viele möchten nach ihrem Abschluss in Deutschland bleiben. Talente aus der ganzen Welt kommen dort zusammen. Exzellente Wissenschaft lebt vom internationalen Austausch. Mit seinen Förderprogrammen stärkt der DAAD die Internationalisierung des deutschen Wissenschaftssystems und macht Deutschland attraktiv für ausländische Spitzenforscherinnen und -forscher. Dass an deutschen Hochschulen auch immer mehr ausländische Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen ist besonders erfreulich. Im Vergleich zum Vorjahr ist ihre Zahl um 2.670 auf 38.015 gestiegen. Sie stellen mittlerweile 10,3 Prozent aller wissenschaftlichen und künstlerischen Mitarbeiter. Auch die Zahl der ausländischen Professorinnen und Professoren ist gestiegen. Dies zeigt: Unsere Hochschulen sind internationale Orte geworden und stehen für eine gelebte Willkommenskultur.“
Ergebnisse der Studie
1) Warum kommen ausländische Studierende nach Deutschland?
a. Die meisten kommen wegen der hohen Qualität von Bildung und Forschung an deutschen Hochschulen (89% nennen diesen Grund als wichtig oder sehr wichtig). Mit dem Studium in Deutschland wollen sie vor allem ihre Kenntnisse erweitern und ihre Chancen auf einen guten Arbeitsplatz verbessern (81%).
b. Deutsche Hochschulen können ausländische Studierende durch ihren guten Ruf (für 73% der Studierenden wichtig oder sehr wichtig), moderne Lehr- und Lernmethoden (59%), ein transparentes und einfaches Zulassungsverfahren (59%) sowie gute Beratungsleistungen (52%) für sich gewinnen.
c. Deutschland ist besonders attraktiv, weil es im Vergleich zu anderen Zielländern wie Großbritannien oder den USA hochwertige Angebote und niedrige Kosten für Lebenshaltung (für 47% wichtig) und Studium (67%) zusammenkommen.
2) Welche Schwierigkeiten müssen ausländische Studierende überwinden?
a. Zentrale Schwierigkeit bei der Studienvorbereitung ist der Erhalt eines Visums (38% haben diesbezüglich größere Probleme). Besonders stark betroffen sind Studieninteressierte aus Afrika, Nahost und Osteuropa.
b. Nach der Ankunft in Deutschland stellt die Wohnungssuche das größte Problem dar (53%). Die Bereitstellung von Wohnheimplätzen und Beratung bei der Wohnungssuche sind deshalb wichtige Maßnahmen, um es ausländischen Studierenden zu ermöglichen, sich auf das Studium zu konzentrieren. Nur 30% derjenigen, die Unterstützung durch die Hochschule hatten, berichten über Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche. Bei denen, die auf sich allein gestellt waren, sind es zwei Drittel.
c. Behördengänge stellen viele Studierende vor Herausforderungen (26% berichten hier von größeren Problemen).
3) Wie wichtig sind Englisch und englischsprachige Studienangebote für das Ausländerstudium?
a. Rund 24% der befragten Bildungsausländer studieren in rein englischsprachigen Studienangeboten und rund die Hälfte der Bildungsausländer in rein deutschsprachigen Studienangeboten. Das übrige Viertel der Befragten gab an, sowohl Kurse in deutscher wie in englischer Sprache zu besuchen.
b. Der Anteil der Bildungsausländer, die in rein englischsprachigen Studienangeboten studieren, schwankt dabei jedoch stark nach Abschlussart. So studieren deutlich mehr Masterstudierende in rein englischsprachigen Angeboten (44%) als Bachelorstudierende (11%) und Studierende in traditionellen Abschlussarten (13%). Am höchsten fällt der Anteil bei Doktoranden aus (52%).
4) Wie kann der Erfolg des Aufenthalts unterstützt werden?
a. Beratungs- und Unterstützungsangebote erreichen bisher etwa als die Hälfte der ausländischen Studierenden: 49% der ausländischen Studierenden nehmen Beratungs- und Unterstützungsangebote der Hochschulen wahr. Besonders wichtig sind neben der allgemeinen Beratung für internationale Studierende die angebotenen Deutschkurse und Unterstützung bei Einschreibung und Wohnungssuche.
b. 77% der ausländischen Studierenden sehen Bedarf am Ausbau der Beratungsangebote. Wichtig wäre insbesondere Unterstützung bei der Wohnungssuche und bei der Jobvermittlung (jeweils 47%).
5) Welche Pläne gibt es für die Zeit nach dem Studium?
a. Viele wollen bleiben und in Deutschland arbeiten: 54% der ausländischen Studierenden wollen in Deutschland bleiben und hier arbeiten. Dies deckt sich mit den tatsächlich ermittelten Verbleiberaten (Wissenschaft Weltoffen). Ausländische Hochschulabsolventen, die in Deutschland bleiben, integrieren sich dabei sehr gut in den deutschen Arbeitsmarkt (BAMF).
b. Bei der Entscheidung, nach dem Studium in Deutschland zu bleiben, spielen neben den Berufsaussichten (für 89% wichtig) auch die Lebensqualität (77%) und die Bildungsmöglichkeiten in Deutschland (74%) eine entscheidende Rolle.
Methodischer Hintergrund der Studie
An der Online-Befragung im Wintersemester 2013/2014 nahmen mehr als 11.000 ausländische Studierende teil.
Hintergrund von STIBET
Das vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) zentral verwaltete Stipendien- und Betreuungs-Programm STIBET, das seit zehn Jahren bislang jährlich mit ca. 8 Mio. EUR durch das Auswärtige Amt finanziert wird, ermöglicht den Hochschulen, für internationale Studierende ihre Informations- und Betreuungsangebote auszuweiten sowie zusätzliche Stipendien an internationale Studierende und Doktoranden auszuzahlen.
Die Programmevaluation sollte u.a. die Veränderungen im Bereich der Betreuung und Beratung internationaler Studierender dieser letzten zehn Jahre aufzeigen. Darüber hinaus ging es auch um den individuellen Studienerfolg und die Betreuungszufriedenheit der internationalen Studierenden an den deutschen Hochschulen.
Preis für exzellente Betreuung ausländischer Studierender
Seit 1998 vergibt der DAAD jährlich den Preis des Auswärtigen Amtes für exzellente Betreuung ausländischer Studierender in Deutschland. Die Auszeichnung ist für hervorragende Leistungen und besonders wirksame und damit vorbildliche Modelle bei der Betreuung und Beratung ausländischer Studierender während ihres Studien- oder Praktikumsaufenthalts in Deutschland bestimmt. In diesem Jahr teilen sich zwei Hochschulinitiativen den Preis: der Dachverband aller internationalen Hochschulgruppen an der Universität Köln und die Interkulturelle Beratungsstelle für internationale Studierende der Universität München.