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DFG richtet 14 neue Graduiertenkollegs ein

Veröffentlicht am:10.11.2014
Veröffentlicht von:Benedikt Bastong
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Kategorie:Forschungsprojekte
Organisatorisches
Übersicht:

Themen reichen von urbanen Wasserkreisläufen über bösartige Hauttumoren bis europäische Traumkulturen / 60 Millionen Euro Fördermittel für zunächst viereinhalb Jahre

Beschreibung:

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet zur weiteren Stärkung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland 14 neue Graduiertenkollegs (GRK) ein. Dies wurde jetzt vom zuständigen Bewilligungsausschuss bei seiner Herbstsitzung in Bonn beschlossen. Die Einrichtungen werden zunächst viereinhalb Jahre lang gefördert und erhalten in dieser Zeit insgesamt etwa 60 Millionen Euro. Zusätzlich zu den 14 neuen Kollegs stimmte der Bewilligungsausschuss der Verlängerung von sieben Kollegs für weitere viereinhalb Jahre zu. Die Graduiertenkollegs bieten Doktorandinnen und Doktoranden die Chance, in einem strukturierten Forschungs- und Qualifizierungsprogramm auf hohem fachlichem Niveau zu promovieren.

Insgesamt fördert die DFG zurzeit 207 GRK, darunter 45 Internationale Graduiertenkollegs (IGK); die 14 neuen Kollegs werden im Laufe des Jahres 2015 ihre Arbeit aufnehmen.

Die neuen Graduiertenkollegs im Einzelnen

(in alphabetischer Reihenfolge ihrer Sprecherhochschulen)

Weltweit gibt es einen Anstieg an Parasiteninfektionen bei Mensch und Tier. Dazu tragen auch Faktoren wie zunehmende Immunität gegenüber Medikamenten, globale Erwärmung und erhöhtes internationales Reiseaufkommen bei. In dem Graduiertenkolleg „Parasite Infections: From Experimental Models To Natural Systems“ soll gleichermaßen die Forschung und die wissenschaftliche Ausbildung auf dem Feld der Parasitologie intensiviert werden. Dabei sollen biologische, medizinische und veterinärmedizinische Aspekte von Parasiteninfektionen gleichermaßen erforscht werden. Das Forschungsprogramm richtet den Blick auf drei Ebenen: die molekulare, die zelluläre sowie die organismische Ebene. Der Fokus der Beteiligten liegt dabei auf einigen wenigen ausgewählten Wirts- und Parasitensystemen, die beispielhaft analysiert werden.

(Sprecherhochschule: Freie Universität Berlin, Sprecherin: Professorin Dr. Susanne Hartmann)

Das Graduiertenkolleg „Urban Water Interfaces (UWI)“ befasst sich mit der Erforschung von Wasserkreisläufen auf urbaner Ebene. Wasserqualität und -quantität in städtischen Wasserversorgungssystemen sind insbesondere in Großstädten einer ganzen Reihe von Belastungen ausgesetzt. So können zum Beispiel klimatische und demografische Entwicklungen die Wasserknappheit zu Spitzenzeiten verschärfen und erhöhte Konzentrationen von neuen, schwer abbaubaren Substanzen im Wasserkreislauf zur Folge haben. Deshalb wird es in Zukunft umso wichtiger sein, die städtische Wasserversorgung richtig zu managen. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des GRK legen den Fokus auf natürliche und technische Grenzzonen, die in enger Zusammenarbeit von Natur- und Ingenieurwissenschaften untersucht werden sollen. Denn genau in diesen Grenzzonen finden die wesentlichen Prozesse im Wasserkreislauf der Großstädte statt. In der Folge sollen dann Modellkonzepte und Simulationswerkzeuge für Vorhersagen entwickelt werden, und schließlich kann das neue Wissen zum Management urbaner Wassersysteme genutzt werden.

(Sprecherhochschule: Technische Universität Berlin, Sprecher: Professor Dr.-Ing. Reinhard Hinkelmann)

Intensive Recherche ist in vielen Arbeitsfeldern zentral und muss oft unter Zeitdruck erfolgen. Die Informationsmenge ist allerdings in den letzten Jahren geradezu explodiert, und elektronische Quellen werden immer komplexer, sind hochgradig heterogen und weisen unterschiedliche Informationsqualität auf. Das Graduiertenkolleg „Adaptive Informationsaufbereitung aus heterogenen Quellen“ will deshalb strukturiertes Wissen aus ganz verschiedenen Textquellen mit automatisierten Verfahren extrahieren und zu einem Dossier aufbereiten. Dabei sollen Methoden entwickelt werden, um die Recherche an unterschiedliche Textsorten und Sachgebiete anzupassen. Die Ergebnisse können in einem zweiten Schritt auf diverse Nutzergruppen und Sprachen übertragen werden. Die Methoden sollen zunächst beispielhaft auf bildungsrelevante Themen angewendet werden.

(Sprecherhochschule: Technische Universität Darmstadt, Sprecherin: Professorin Dr. Iryna Gurevych)

Im Jahr 2012 wurde das Higgs-Teilchen am Kernforschungszentrum CERN in der Schweiz zum ersten Mal nachgewiesen und seine Existenz, knapp 50 Jahre nachdem der Physiker Peter Higgs und Kollegen es erstmals in Theorien vorhersagten, bestätigt. Diese Entdeckung war ein Meilenstein in der Erforschung elektroschwacher Symmetriebrechung. Einige grundlegende Fragen sind bislang aber noch offen: Entspricht das entdeckte Higgs-Teilchen der Vorhersage des Standardmodells der Elementarteilchenphysik in all seinen Eigenschaften beziehungsweise wie passt es in erweiterte Modelle? Welche Teilchen bilden Dunkle Materie, kann der Teilchenbeschleuniger LHC (Large Hadron Collider) in Genf diese finden und wie ordnen sie sich in theoretische Modelle ein? Das Graduiertenkolleg „Masse und Symmetrien nach der Entdeckung des Higgs-Teilchens am LHC“ soll mithelfen, solche Fragen zu klären. Dazu wird das Kolleg auch konkrete Beiträge zur Arbeit des ATLAS-Experiments am CERN leisten, das an der präzisen Vermessung des Higgs-Teilchens sowie der Suche nach neuen Teilchen beteiligt ist.

(Sprecherhochschule: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Sprecher: Professor Dr. Stefan Dittmaier)

Das Internationale Graduiertenkolleg „Kalte kontrollierte Ensembles in Physik und Chemie“ analysiert kalte und ultrakalte atomare und molekulare Systeme. Diese spielen in den experimentellen und theoretischen Atom-, Molekül- und optischen Wissenschaften eine Schlüsselrolle für das Verständnis der Quanteneigenschaften und der Quantendynamik. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland und Kanada kommen aus unterschiedlichen Bereichen der Physik und der physikalischen Chemie. Dadurch können innerhalb des Kollegs vielfältige experimentelle Methoden und Theorieansätze verwendet werden – wovon wiederum Synergieeffekte zu erwarten sind. Letztlich soll das IGK neue Wege bei der Herstellung und Charakterisierung gekühlter atomarer und molekularer Systeme erschließen.

(Sprecherhochschule: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Sprecher: Professor Dr. Frank Stienkemeier, Kooperationspartner: University of British Columbia, Kanada)

Biologische Organismen sichern ihr langfristiges Überleben, indem sie auf neuartige und sich ändernde Umweltbedingungen durch genetische Adaptation oder die Verlagerung von Verbreitungsgebieten reagieren. Doch gilt dies auch für anthropogenen, also vom Menschen verursachten Wandel? Über das Überleben von Populationen bei sich ändernden, menschgemachten Bedingungen ist bislang noch nicht viel bekannt; das macht verlässliche Voraussagen schwierig. Das Graduiertenkolleg „Biologische Reaktionen auf neue und sich ändernde Umweltbedingungen (RESPONSE)“ untersucht deshalb die plastischen und genetischen Kapazitäten für „in situ“-Reaktionen – also Reaktionen der Organismen an Ort und Stelle – sowie die Faktoren, die die Fähigkeit zur Besiedlung neuer Habitate fördern oder einschränken.

(Sprecherhochschule: Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Sprecher: Professor Dr. Klaus Fischer)

Das Graduiertenkolleg „Interkonfessionalität in der Frühen Neuzeit“ untersucht die Durchlässigkeiten zwischen den Konfessionen im 16. bis 18. Jahrhundert. Besonderes Augenmerk legen die Forscherinnen und Forscher dabei auf Phänomene theologischer, literarischer, politischer und künstlerischer Art, die die Grenzen zwischen den sich formierenden Konfessionen definieren oder überwinden oder die ihnen gemeinsam sind. Analysiert werden soll, wie die bildenden Künste oder geistliche Musik theologische Vorgaben einerseits dokumentieren und diese andererseits multimedial variieren und beeinflussen. Geografisch werden dazu nicht nur die deutschen Regionen der Reformation in den Blick genommen, sondern zum Beispiel auch Italien als Kernland der katholischen Reform, England mit seinem anglikanischen Staatskirchentum oder das Osmanische Reich als Zentrum der griechischen Orthodoxie.

(Sprecherhochschule: Universität Hamburg, Sprecher: Professor Dr. Johann Anselm Steiger)

Bösartige Hauttumoren sind sowohl aufgrund von Umweltfaktoren als auch aufgrund der Altersentwicklung der Bevölkerung ein zunehmendes gesamtgesellschaftliches Gesundheitsproblem. Das Graduiertenkolleg „Hallmarks of Skin Cancer: Cancer Cell Dissemination, Primary Resistance, Novel Targets“ will deswegen zum besseren Verständnis der Biologie des Hautkrebses beitragen. Das Forschungsinteresse richtet sich dabei zum einen auf die molekularen und zellulären Mechanismen der Tumorzelldissemination, also der Verbreitung beziehungsweise Streuung von Tumorzellen. Zum anderen sollen auch die Resistenz gegenüber Apoptose, einer Art programmiertem Zelltod, und die Tumorimmunabwehr erforscht werden. So könnten am Ende neue therapeutische Maßnahmen entstehen.

(Sprecherhochschule: Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Sprecher: Professor Dr. Sergij Goerdt)

Das Forschungsinteresse des Internationalen Graduiertenkollegs „Geführtes Licht, dicht gepackt: neue Konzepte, Komponenten und Anwendungen“ richtet sich auf optische Wellenleiter und verwandte Technologien, mit denen Licht in ultrakompakten Strukturen kontrolliert werden kann. Dies gestattet die Erzeugung, die Führung und die Detektion, also den Nachweis von Licht mit besonderer Präzision und Effizienz. Deutsche und kanadische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten dazu an neuartigen optischen Faserstrukturen, physikalischen Prinzipien der Laserpräzisionsbearbeitung und künstlichen Materialien mit maßgeschneiderten optischen Eigenschaften. Durch kontinuierlich neue wissenschaftliche Erkenntnisse in der Optik birgt die Thematik insgesamt ein großes Innovationspotenzial; so sind Lichtwellenleiter etwa von zentraler Bedeutung für Telekommunikationsnetze.

(Sprecherhochschule: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Sprecher: Professor Dr. Andreas Tünnermann, Kooperationspartner: Institut national de la recherche scientifique (INRS), Université Laval und University of Toronto, Kanada)

Faserverstärkte Kunststoffe spielen als Leichtbauwerkstoff in der Anwendung eine wichtige Rolle. Sie sind vielseitig gestaltbar und können auch in lasttragenden Strukturen eingesetzt werden. Problematisch sind jedoch die komplexen Fertigungsprozesse, die komplexen Materialeigenschaften und vor allem die Verbindung der mit unterschiedlichen Steifigkeiten behafteten Materialbereiche, die kontinuierlich und/oder diskontinuierlich verstärkt sein können. Besonders mit letzteren befasst sich das deutsch-kanadische Graduiertenkolleg „Integrierte Entwicklung kontinuierlich-diskontinuierlich langfaserverstärkter Polymerstrukturen“. Dort wollen Forscherinnen und Forscher aus beiden Ländern die kontinuierlich-diskontinuierlich langfaserverstärkten Polymeren in einem ganzheitlichen Ansatz ausgehend von der fertigungsgerechten Auslegung und Werkstoffentwicklung bis hin zur Herstellung und Nachbearbeitung unter Einsatz von Modellierung und Simulation bearbeiten.

(Sprecherhochschule: Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Sprecher: Professor Dr.-Ing. Thomas Böhlke, Kooperationspartner: Department of Mechanical and Materials Engineering, McMaster University, University of Toronto, University of Windsor, Western University, Kanada)

Das Graduiertenkolleg „Molekulare Architekturen für die fluoreszente Bildgebung von Zellen“ will maßgeschneiderte Fluoreszenzsonden entwickeln und bringt dazu die Forschungsfelder organische Synthese, chemische Biologie, optische Spektroskopie und Zellbiologie zusammen. Die Forscherinnen und Forscher aus den genannten Fachgebieten wollen die komplette Entwicklungslinie solcher Fluoreszenzsonden vom Design über die Synthese, die Biokonjugation, die Strukturaufklärung, die Fotophysik und den intrazellulären Transport bis hin zur In-vivo-Bildgebung innerhalb des Kollegs gestalten. Die synthetischen Fluoreszenzsonden sollen im Anschluss auch in biologischen Prozessen und Organismen – etwa Mäusen oder Zebrafischen – erprobt werden.

(Sprecherhochschule: Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Sprecher: Professor Dr. Hans-Achim Wagenknecht)

Mithilfe von Methoden der synthetischen Biologie können biologische Komponenten redesignt oder sogar neudesignt werden – bis hin zur Schaffung artifizieller zellähnlicher Systeme. Es ist zu erwarten, dass synthetisch-biologische Ansätze zunehmend Anwendung finden, um effizienter neue Erkenntnisse über die Komplexität einzelner Zellen, lebender Organismen sowie ganzer Ökosysteme zu gewinnen. Ein besseres Verständnis der biologischen Prozesse ist die Voraussetzung, um beispielsweise Ursachen von Krankheiten zu entschlüsseln, neue Therapieansätze zu finden oder biotechnologische Verfahren zu etablieren. Das Graduiertenkolleg „Synthetische Biologie“ will nicht nur diese Prozesse eingehend analysieren, sondern auch die Entwicklung synthetischer zellulärer Schalter oder synthetischer Proteine bis hin zur Etablierung zellfreier synthetisch-biologischer Systeme vorantreiben.

(Sprecherhochschule: Ludwig-Maximilians-Universität München, Sprecherin: Professorin Dr. Kirsten Jung)

Das Internationale Graduiertenkolleg für „Funktionelle Hybridmaterialen (ATUMS)“ widmet sich den beiden Materialklassen strukturkontrollierter Nanopartikel mit einstellbaren Eigenschaften und leitfähigen Polymeren. Aus ihrer Kombination resultieren Hybridmaterialien mit besonderen Funktionalitäten und hohem Anwendungspotenzial. So ist im Bereich der organischen und anorganischen Synthese mit neuen Halbleitersystemen zu rechnen. Die Erforschung solcher Materialien spielt auch in der angewandten Forschung eine wichtige Rolle. Als Anwendungsfelder sind die effizientere Nutzung von Sonnenenergie, die Umwandlung und Speicherung regenerativer Energien, aber auch die Bereitstellung neuer, günstiger Elektronikbausteine für künftige Kommunikationsformen zu nennen. In dem internationalen Kolleg kooperieren deutsche und kanadische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

(Sprecherhochschule: Technische Universität München, Sprecher: Professor Dr. Bernhard Rieger; Kooperationspartner: University of Alberta, Kanada)

Die Themen des Graduiertenkollegs „Europäische Traumkulturen“ sind ästhetische Traumdarstellungen sowie die Literatur-, Kultur- und Mediengeschichte des Traums. Der Forschungsschwerpunkt des Kollegs liegt dabei auf den traumspezifischen Ästhetiken und Poetiken in den europäischen Kulturen der Nach-Antike. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen ausgehend von literarischen Traumdarstellungen die jeweiligen Wechselwirkungen zwischen Traumästhetik, Kultur und Wissensgeschichte analysieren. Intermediale Vergleiche sollen aber auch zu Traumdarstellungen in Malerei, Fotografie, Film und Musik gezogen werden. Schließlich wird so eine systematische Erschließung der Geschichte, Ästhetik und Poetik von Traumdarstellungen angestrebt.

(Sprecherhochschule: Universität des Saarlandes, Sprecherin: Professorin Dr. Christiane Solte-Gresser)

Weiterführende Informationen

Medienkontakt:

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der DFG, Tel. +49 228 885-2443, presse@dfg.de

Weitere Informationen erteilen auch die Sprecherinnen und Sprecher der Graduiertenkollegs.

Fachliche Ansprechpartnerin in der Geschäftsstelle:

Sabine Mönkemöller, Gruppe Graduiertenkollegs, Graduiertenschulen, Nachwuchsförderung,

Tel. +49 228 885-2737, Sabine.Moenkemoeller@dfg.de

Ausführliche Informationen zum Förderprogramm und den geförderten Graduiertenkollegs finden sich unter:

www.dfg.de/gk/

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