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„Putins Krieg lähmt uns nicht“: Bundespräsident Steinmeier bei der Jahrestagung der Humboldt-Stiftung

Veröffentlicht am:23.06.2022
Veröffentlicht von:Theresa Trepesch
Alexander von Humboldt-Stiftung
Kategorie:Buntes aus der Wissenschaft
Pressetermine
Übersicht:

Mehr als 600 internationale Wissenschaftler*innen in Berlin zu Gast

Beschreibung:

Endlich konnte die Jahrestagung der Alexander von Humboldt-Stiftung wieder in Präsenz stattfinden: Nach zwei coronabedingten digitalen Treffen gab es unter dem Motto #AvHTogether in diesem Jahr für mehr als 600 Wissenschaftler*innen aus aller Welt die Möglichkeit, sich in Berlin persönlich zu begegnen und auszutauschen.

„Wir haben die Begegnung mit Ihnen hier doch sehr vermisst“, begrüßte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Geförderten der Stiftung bei seinem Empfang heute Morgen im Park von Schloss Bellevue. Der Besuch beim Bundespräsidenten ist seit 1955 Tradition und zugleich Höhepunkt der Tagung. Der brutale Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine überschattete jedoch auch diesen Empfang: „Dieser Krieg kostet uns wertvolle Zeit – in der Wissenschaft, in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft“, sagte Steinmeier. „Er verschärft die großen Probleme der Menschheit, die wir nur im Frieden, durch weltweite Zusammenarbeit lösen können.“ Zugleich betonte er: „Putins Krieg lähmt uns nicht. Ganz im Gegenteil, er hat viele nur entschlossener gemacht, auch in der weltumspannenden Scientific Community.“

Steinmeier dankte der Humboldt-Stiftung und den deutschen Wissenschaftsorganisationen insgesamt für ihre Zusammenarbeit mit ukrainischen Forschenden auch unter den schwierigen Bedingungen des Krieges sowie die Unterstützung von Studierenden und Forschenden, die aus der Ukraine geflüchtet sind. „Wir wissen, viele russische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind über den Angriffskrieg genauso entsetzt wie wir, viele leiden in ihrem Land unter Zensur und Unterdrückung, viele suchen Zuflucht im Exil“, so Steinmeier weiter. Es sei gut und wichtig, dass die Humboldt-Stiftung russische und belarussische Wissenschaftler*innen weiterhin fördere, die bedroht werden und die in Freiheit lehren und forschen wollen.

Das Motto #AvHTogether stehe auch für ein Ideal der Gemeinsamkeit, das es möglich mache, Grenzen zu überwinden – ob sie nun wissenschaftlicher Natur seien oder politischer, so der Präsident der Humboldt-Stiftung Hans-Christian Pape bei der Eröffnung der Tagung am Mittwoch.

Er betonte die große Solidarität und praktische Hilfe, die im Humboldt-Netzwerk gelebt und geleistet wird: „Binnen kürzester Zeit meldeten sich mehr als 200 Forschende und Institutionen aus Deutschland, die sich bereit erklärten, Wissenschaftler*innen, die aus der Ukraine fliehen mussten, zu helfen und ihnen Arbeitsmöglichkeiten an ihren Einrichtungen anzubieten.“ Aber auch potenzielle russische Reformer*innen müssten unterstützt werden. „Sie werden gebraucht für die Zukunft eines demokratischen Russlands, sie werden gebraucht für eine friedlichere Welt“, appellierte Pape.

Er stellte jedoch auch die Frage, wie wirksam Ideale seien, wenn es um harte politische Interessen gehe. „Wissenschaftsdiplomatie ist kein Mittel, das aggressive machtpolitische Auseinandersetzungen beenden könnte. Wissenschaftsdiplomatie bewirkt keine schnellen Wunder. Langfristig jedoch wirken sich eine freie Wissenschaft und die mit ihr gelebten Werte positiv auf die Offenheit von Gesellschaften aus“, ist Pape überzeugt. Wissenschaftler*innen seien besonders gefragt, wenn es darum gehe Wissenschaftsfreiheit aktiv zu schützen.

Bei seinem Empfang der Humboldtianer*innen zeichnete Bundespräsident Steinmeier den japanischen Forscher Keisuke Goda mit dem Philipp Franz von Siebold-Preis 2022 aus für seine hervorragende wissenschaftliche Arbeit und besondere Verdienste um den deutsch-japanischen Austausch. Im Anschluss an den Besuch im Park von Bellevue fanden noch Vorträge, Labor- und Campusführungen am Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Adlershof statt.

Bei der Eröffnung der Jahrestagung hielt Nobelpreisträgerin und Humboldtianerin Emmanuelle Charpentier den Festvortrag über die Bedeutung von wissenschaftlichen Kooperationen für ihre Arbeit an der Technologie der „genetischen Schere“, die sie den Anwesenden skizzierte. 2014 war Charpentier mit einer Alexander von Humboldt-Professur ausgezeichnet worden und forscht seitdem in Deutschland.

Die Eröffnungsveranstaltung der Jahrestagung ist unter folgendem Link nachzusehen: https://www.humboldt-foundation.de/annual-meeting-2022

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