Zum Hauptinhalt springenZum Hauptmenü springenZum Seitenmenü springenZur Suche springen
weiter zur Suchseite

DFG richtet 13 neue Graduiertenkollegs ein

Veröffentlicht am:12.05.2014
Veröffentlicht von:Marco Finetti
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Kategorie:Forschungsprojekte
Organisatorisches
Übersicht:

Themen reichen von Wettbewerbsökonomie über den deutsch-russischen Kulturtransfer bis zur Analyse neuronaler Netze / 48 Millionen Euro Fördermittel für zunächst viereinhalb Jahre

Beschreibung:

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet zur weiteren Stärkung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland 13 neue Graduiertenkollegs (GRK) ein. Dies wurde jetzt vom zuständigen Bewilligungsausschuss auf seiner Frühjahrssitzung in Bonn beschlossen. Die Einrichtungen werden zunächst viereinhalb Jahre lang gefördert und erhalten in dieser Zeit insgesamt etwa 48 Millionen Euro. Zusätzlich zu den 13 neuen Kollegs stimmte der Bewilligungsausschuss der Verlängerung von zwölf Kollegs für weitere viereinhalb Jahre zu. Die Graduiertenkollegs bieten Doktorandinnen und Doktoranden die Chance, in einem strukturierten Forschungs- und Qualifizierungsprogramm auf hohem fachlichem Niveau zu promovieren.

Insgesamt fördert die DFG zurzeit 208 GRK, darunter 42 Internationale Graduiertenkollegs (IGK); die 13 neuen Kollegs werden in der zweiten Jahreshälfte ihre Arbeit aufnehmen.

Die neuen Graduiertenkollegs im Einzelnen

(in alphabetischer Reihenfolge ihrer Sprecherhochschulen)

Das Graduiertenkolleg „Quantenmechanische Vielteilchenmethoden in der kondensierten Materie“ wird gemeinsam von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der RWTH Aachen und des Forschungszentrums Jülich getragen. Es greift ein grundlegendes Problem der theoretischen Physik der kondensierten Materie auf: Ziel der Forscherinnen und Forscher des Kollegs ist es, wechselwirkende Vielteilchensysteme quantitativ möglichst realistisch und präzise zu beschreiben und Korrelationseffekte besser zu verstehen. Daneben lassen sich ihre Erkenntnisse aber auch in der Anwendung nutzen, etwa bei der Entwicklung funktionaler Materialien und der Nanoelektronik. Ein besonderer Mehrwert wird durch die Kombination und Weiterentwicklung verschiedener komplementärer Methoden zur Erforschung der Vielteilchensysteme erreicht.

(Sprecherhochschule: RWTH Aachen, Sprecher: Professor Dr. Volker Meden)

Unter der Überschrift „Philosophie, Wissenschaft und die Wissenschaften“ untersucht ein neues Graduiertenkolleg an der HU Berlin den – so der Untertitel des Projekts –„Dialog zwischen Formen und Modellen des Wissens im antiken griechischen, römischen und arabischen Denken“. Die Doktorandinnen und Doktoranden wollen sich dabei schwerpunktmäßig auf Medizin und Mathematik und ihre Schnittstellen zur Philosophie konzentrieren. Dabei gibt es zwei Analyseebenen, nämlich zum einen die theoretische Reflexion der Beziehungen zwischen Philosophie und Wissenschaft, zum anderen die tatsächlich vollzogene Praxis.

(Sprecherhochschule: Humboldt-Universität zu Berlin, Sprecher: Professor Dr. Jonathan Beere)

Die Metrologie als die Wissenschaft vom präzisen und standardisierten Messen ist eine unverzichtbare Basis für die Natur- und Ingenieurwissenschaften und darüber hinaus für die Nachweisverfahren in der Medizin. Ein aktuell entstehender Bereich der Metrologie bezieht sich auf Nanosysteme. Dabei erfordern die Messgrößen der Nanometrologie neue Herangehensweisen hinsichtlich der Nachweisbarkeit kleinster Mengen und der Bestimmung von Messungenauigkeiten. Eine weitere Herausforderung besteht darin, die Standards für die SI-Einheiten, also das internationale Einheitensystem für physikalische Größen, durch Quanteneffekte in Nanosystemen zu realisieren und die SI-Einheiten damit ausschließlich auf Naturkonstanten zurückzuführen. Das GRK „Metrology for Complex Nanosystems NANOMET“ will deshalb neue Ansätze zur Definition von Standardmessgrößen in komplexen Nanosystemen untersuchen.

(Sprecherhochschule: Technische Universität Braunschweig, Sprecher: Professor Dr. Meinhard Schilling)

Das Graduiertenkolleg „Wettbewerbsökonomie“ will den Wettbewerb auf Märkten eingehender erforschen. Dazu sollen Methoden der Mikroökonomie, der statistisch-ökonometrischen Datenanalyse und der experimentellen Wirtschaftsforschung angewendet werden. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verfolgen einen industrieökonomischen Ansatz, der die Möglichkeiten und Grenzen des Wettbewerbs sowie die Ursachen und Wirkungen von Marktmacht ins Zentrum der Analyse rückt. So sollen Handlungsoptionen für Wettbewerbspolitik und Marktregulierung erschlossen werden. Das Kolleg unterscheidet dazu zwischen den drei Schwerpunkten „Institutionen“, „Verbundene Märkte“ und „Konsumverhalten“.

(Sprecherhochschule: Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Sprecher: Professor Dr. Hans-Theo Normann)

In Frankfurt wird das GRK „Nominale Modifikation“ eingerichtet. Das übergreifende Thema dieses sprachwissenschaftlichen Kollegs ist die Grammatik von Nominalausdrücken und deren Modifikation. Nomina können durch verschiedene Konstruktionen modifiziert werden, etwa durch Adjektive (das große Auto), durch Präpositionalphrasen (das Auto mit dem Schiebedach) oder durch Relativsätze (das Auto, das auf dem Parkplatz steht). Die zugrunde liegenden Mechanismen werden von den beteiligten Forscherinnen und Forschern analysiert: Dabei zählt nicht nur allein eine syntaktische oder semantische Perspektive, sondern es sollen insbesondere auch verschiedene linguistische Subdisziplinen berücksichtigt werden. Aufbauend auf diesem crosslinguistischen Ansatz soll eine international sichtbare linguistische Forschungsplattform entstehen.

(Sprecherhochschule: Goethe-Universität Frankfurt am Main, Sprecherin: Professorin Dr. Caroline Féry)

Licht kann als ideales Triggersignal fungieren, um chemische und biologische Reaktionen zu initiieren und räumliche oder zeitliche Folgeprozesse zu untersuchen. Insbesondere wenn fotolabile, also lichtunbeständige, chemische Verbindungen verwendet werden, können Systeme tatsächlich sehr präzise gesteuert werden. Von „Uncaging“ spricht man, wenn diese chemischen Verbindungen eine gewünschte Reaktivität vorübergehend blockieren, sie jedoch mit Licht wieder entfernt werden können. Die bisherigen Steuerverfahren sind jedoch noch nicht ausgereift – das Graduiertenkolleg „Complex Scenarios of Light-Control“ soll deshalb über den jetzigen Stand der Technik hinausgehen und komplexe Lichtregulationsszenarien entwickeln. Diese sollen dann helfen, Protein- und RNA-Faltungsprozesse zu untersuchen, ebenso wie Transportprozesse durch Membrane sowie die Anordnung von Proteinen in drei Dimensionen.

(Sprecherhochschule: Goethe-Universität Frankfurt/Main, Sprecher: Professor Dr. Alexander Heckel)

Beim GRK „Funktionelle Diversität von Cofaktoren in Enzymen“ stehen die titelgebenden Cofaktoren im Mittelpunkt des Forschungsinteresses. Als Cofaktoren bezeichnet man verschiedene Moleküle und Molekülgruppen, die zum Ablauf einer (bio-)chemischen Reaktion beitragen und für die katalytische Aktivität von vielen Enzymen benötigt werden. Welche Rolle spielen diese Cofaktoren nun in komplexen enzymatischen Reaktionen? Dieser Frage geht das Kolleg nach, um so ein tief greifendes Verständnis katalytischer Mechanismen zu erlangen. Letztlich kann die Beantwortung dieser Fragestellung längerfristig auch zur Etablierung und Optimierung biotechnologischer Produktionsverfahren führen.

(Sprecherhochschule: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Sprecher: Professor Dr. Andreas Bechthold)

„Kulturtransfer und ‚kulturelle Identität’– Deutsch-russische Kontakte im europäischen Kontext“ ist der Titel eines deutsch-russischen Internationalen Graduiertenkollegs, bei dem Partner in Freiburg und Moskau kooperieren. An beiden Standorten zielt man darauf ab, die lange Tradition nationaler, bilateraler und internationaler Forschung zu deutsch-russischen Kulturkontakten in ein Konzept interdisziplinärer und internationaler Kulturtransferforschung zu überführen. Dabei soll der Gegenstandsbereich deutsch-russischer Kulturkontakte erweitert werden, nämlich besonders hinsichtlich ihrer Rückwirkungen auf die Konstruktion kultureller Identität. Die Untersuchung der deutsch-russischen Kontakte soll zudem konsequent vor dem Hintergrund der europäischen Dimension vorgenommen werden.

(Sprecherhochschule: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Sprecherin: Professorin Dr. Elisabeth Cheauré, Sprecherin der Kooperationspartner: Professorin Dr. Ekaterina Dmitrieva, Russian State University for the Humanities, Russische Föderation)

Das Graduiertenkolleg „Biochemical, Biophysical and Biomedical Effects of Reactive Oxygen and Nitrogen Species on Biological Membranes” befasst sich mit den biochemischen, physikalischen und medizinischen Effekten von reaktiven Sauerstoff- und Stickstoffspezies (kurz ROS und RNS). Dabei wollen die Forscherinnen und Forscher aus Biochemie, Biophysik, Biologie, Medizin und Pharmazie zum einen die Entstehung dieser ROS/RNS untersuchen, zum anderen deren chemische Effekte auf Membrane und die Wechselwirkung zwischen ihnen und Membrankomponenten wie Lipiden und Proteinen analysieren. ROS/RNS verursachen Zellschädigungen, deren Mechanismen durch die Arbeiten des Kollegs besser verstanden werden können.

(Sprecherhochschule: Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Sprecherin: Professorin Dr. Christiane A. Helm)

Das neue Graduiertenkolleg „Quantenmechanisches Rauschen in komplexen Systemen“ erforscht das intrinsische, quantenmechanische Rauschen in grundlegenden physikalischen Systemen. Unter „Rauschen“ versteht die Physik eine Störgröße mit breitem unspezifischem Frequenzspektrum. Die gemeinsame Arbeit von Experimentatoren und Theoretikern soll dabei drei sich überlappende Bereiche erforschen: Das Rauschen in niedrigdimensionalen, quantenmechanischen Systemen, die Physik unterhalb des Standardquantenlimits und schließlich das Rauschen und Korrelationen in hochkomplexen Systemen.

(Sprecherhochschule: Gottfried Wilhelm Leibniz-Universität Hannover, Sprecher: Professor Dr. Michael Oestreich)

„Physical Modelling for Virtual Manufacturing Systems and Processes” lautet der Titel des Kollegs, bei dem die Standorte Kaiserslautern, Berkeley und Davis kooperieren. Die Zielsetzung dieses deutsch-amerikanischen IGK ist die Simulation von Fertigungsumgebungen: Von der Moleküldynamik bis zur virtuellen Fabrik werden dabei alle Simulationsebenen und -techniken miteinbezogen. So sollen Technologien und Methoden, die in Fertigungssystemen benutzt werden, ebenso verbessert werden wie die Leistung von Simulationssystemen in Verbindung mit physikbasierten Modellen. Zudem wollen die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Bereich der Visualisierung und beim Data Mining, also der systematischen Anwendung statistischer Methoden auf einen Datenbestand, Akzente setzen.

(Sprecherhochschule: Technische Universität Kaiserslautern, Sprecher: Professor Dr.-Ing. Jan C. Aurich, Sprecher der Kooperationspartner: Professor Dr. David Dornfeld, University of California, Berkeley, USA, Professor Dr. Bahram Ravani, University of California, Davis, USA)

Wie funktioniert das Nervensystem? Wie werden Informationen darin gespeichert und verarbeitet? Und welchen Einfluss haben Krankheit oder Verletzung auf dessen Funktion? Die Beantwortung dieser Fragen ist erklärtes Ziel der Neurowissenschaften. Aufgrund der Komplexität des Nervensystems sind diese Fragen bislang nur in Details beantwortet worden. Um die komplexen Interaktionen zu verstehen muss, das Nervensystem als Großes und Ganzes beforscht werden. An diesem Punkt setzt das GRK „Zelluläre und subzelluläre Analyse neuronaler Netze“ an. Die Doktorandinnen und Doktoranden sollen hier in ihrer Ausbildung die verschiedenen Aspekte gleichermaßen in den Blick nehmen, von der molekularen über die zelluläre hin zur Netzwerkebene. Die Forschungsschwerpunkte werden dennoch klar gesetzt und liegen im Bereich der Untersuchungen der basalen Nervensystemfunktion, insbesondere der neuronalen Verarbeitung sensorischer Signale, sowie der neuronalen Kontrolle von Bewegungen und der Energiehomöostase.

(Sprecherhochschule: Universität zu Köln, Sprecher: Professor Dr. Ansgar Büschges)

Die Aktivierung und selektive Transformation chemischer Stoffe stellt Chemikerinnen und Chemiker auch heute immer wieder vor Herausforderungen – besonders wenn es um Moleküle mit begrenzter Reaktionsfähigkeit geht. In den letzten Jahren ist es dank neuer Forschungsansätze dennoch gelungen, neue Methoden für die Aktivierung und Transformation von reaktionsträgen Substraten auf molekularem Level herauszubilden. Ebenjene Methoden rücken nun für das kanadisch-deutsche Internationale Graduiertenkolleg „New Trends in Molecular Activation and Catalysis” an den Standorten Münster und Toronto ins Blickfeld. Das Kolleg untergliedert sich in die Teilbereiche FLP-Reaktivität (Frustrierte Lewis-Paare, kurz FLP, sind Kombinationen einer Lewis-Säure und einer Lewis-Base), Synthese und Katalyse mit der Theoretischen Chemie als „Querschnittsfunktion“.

(Sprecherhochschule: Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Sprecher: Professor Dr. F. Ekkehardt Hahn, Sprecher der Kooperationspartner: Professor Dr. Douglas W. Stephan, University of Toronto, Kanada)

Weiterführende Informationen

Medienkontakt:

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der DFG, Tel. +49 228 885-2443, presse@dfg.de

Ausführliche Informationen zum Förderprogramm und den geförderten Graduiertenkollegs finden sich unter:

www.dfg.de/gk/

Weitere Informationen erteilen auch die Sprecherinnen und Sprecher der Graduiertenkollegs.

Fachliche Ansprechpartnerin in der Geschäftsstelle:

Dr. Annette Schmidtmann, Leiterin der Gruppe Graduiertenkollegs, Graduiertenschulen, Nachwuchsförderung,

Tel. +49 228 885-2424, Annette.Schmidtmann@dfg.de

Weitere Informationen: