Veröffentlicht am: | 31.05.2016 |
Veröffentlicht von: | Johannes Seiler Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn |
Kategorie: | Wissenschaftliche Publikationen Forschungsergebnisse |
Waschmaschinen mit XXL-Trommeln gelten als besonders effizient, was ihren Verbrauch von Energie und Wasser anbelangt. Viele Besitzer scheinen ihre Geräte aber erheblich zu gering zu beladen. Mit einer kleineren Maschine würden sie vermutlich sparsamer fahren – und gleichzeitig noch die Umwelt schonen. Das zeigt eine EU-weite Umfrage der Universität Bonn, deren Auswertung jetzt im Fachjournal „Tenside Surfactants Detergents“ erschienen ist. Das paradoxe Resümee: Der Trend zu den – eigentlich sparsamen – XXL-Wäscheschluckern könnte ökologisch insgesamt mehr Schaden anrichten als nutzen.
Die Forscher der Professur für Haushalts- und Verfahrenstechnik hatten für ihre Studie EU-Bürger aus elf Ländern zu ihrem Waschverhalten befragt. Insgesamt werteten sie die Antworten von mehr als 4.800 Haushalten aus. Dabei bestätigten sie zum Einen den europaweiten Trend zu immer größeren Waschmaschinen: Im Jahr 2002 erworbene Geräte bewältigten im Schnitt fünf Kilogramm Wäsche in einer Ladung. Bei Maschinen aus dem Jahr 2014 waren es durchschnittlich 7,5 Kilogramm – satte 50 Prozent mehr.
Erstaunlicherweise zeigte sich aber kein Zusammenhang zwischen Trommelgröße und Zahl der wöchentlichen Waschgänge. Egal, ob ein Vier-Personen-Haushalt eine Neun-Kilogramm-Maschine sein Eigen nennt oder ein Fünf-Kilogramm-Maschinchen: Im Schnitt waschen beide genauso häufig. „Wir vermuten, dass große Maschinen häufig halbleer laufen“, erklärt der Leiter der Studie, Prof. Dr. Rainer Stamminger. „Die Besitzer scheinen nicht so lange zu warten, bis sie genügend Wäsche haben, um die Trommel wirklich zu füllen.“
Paradoxer Effekt: XXL-Geräte schaden der Umwelt
Der Effekt ist paradox: Obwohl XXL-Geräte meist zu denen mit den besten Angaben auf dem Energielabel gehören und darum besonders effizient mit Energie und Wasser umgehen sollten, schaden sie im Endeffekt möglicherweise der Umwelt. „Waschmaschinen verbrauchen pro Kilogramm Wäsche dann am wenigsten, wenn die Trommel bis zum Rand befüllt ist“, betont Prof. Stamminger. „Ein halb beladenes Zehn-Kilogramm-Gerät verschlingt dagegen im Schnitt deutlich mehr Ressourcen als ein voll beladenes Fünf-Kilogramm-Gerät.“ Eine schlechte Ausnutzung könne sogar die Effizienzgewinne der letzten Jahre wieder auffressen, befürchtet er. Sprich: Wer sein kleines Altgerät behält, fährt damit eventuell besser als mit einem hochmodernen, aber zu großen Nachfolger.
Dennoch bewirbt die Industrie die XXL-Maschinen massiv. Schließlich ist die Trommelgröße ein eingängiges Verkaufsargument – gerade in einem Markt, der so gut wie gesättigt ist. Eine große Maschine spart Waschgänge und Zeit; in ihrer Trommel lassen sich sogar die Polster der Gartenstühle unterbringen. Wenn dann noch das Stromsparargument dazu kommt, überlegt es sich mancher Verbraucher zweimal, ob er sein Altgerät wirklich behalten soll.
Stamminger will die Umfrage-Ergebnisse nun durch eine Feldstudie erhärten. Darin plant er, Verbrauchern beim Wäschewaschen tatsächlich auf die Finger zu schauen. Schon jetzt betont er aber, dass die Aufklärung über die richtige Nutzung der Geräte verbessert werden müsse: „Viele Besitzer befürchten etwa, dass bei einer vollen Trommel das Waschergebnis leidet“, sagt er. „Das ist bei sachgemäßer Beladung aber nicht zu befürchten.“
Publikation: Angelika Schmitz, Farnaz Alborzi und Rainer Stamminger: Large Washing Machines Are Not Used Efficiently in Europe; Tenside Surfactants Detergents; DOI: 10.3139/113.110427
Kontakt für die Medien:
Prof. Dr. Rainer Stamminger
Haushalts- und Verfahrenstechnik am Institut für Landtechnik
Universität Bonn
Tel. 0228/73-3117
E-Mail: stamminger@uni-bonn.de