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Mathematik trifft Musik – Ada trifft Bach

Veröffentlicht am:03.12.2015
Veröffentlicht von:Dipl.-Ing. (FH) Melanie Dargel-Feils
Hochschule Koblenz - University of Applied Sciences
Kategorie:Studium und Lehre
Schule und Wissenschaft
Beschreibung:

Mathematik trifft Musik – Ada trifft Bach - das konnten die Besucherinnen und Besucher im gut gefüllten Audimax des RheinAhrCampus live erleben. Eingeladen hatte das Ada-Lovelace-Projekt, das in diesem Jahr den 200. Geburtstag ihrer Namensgeberin und ersten Programmiererin der Welt feiert. Bunt und unterhaltsam war das Programm, dem nicht nur Fachleute sondern auch mathematische Laien folgen konnten.

Prof. Dr. Martina Brück stellte Ada Lovelace vor, die als erste Programmiererin der Welt gilt, nur 36 Jahre alt wurde und Mathematik und Musik zu ihren Lieblingsbeschäftigungen zählte. „Sie war in zweierlei Hinsicht eine bemerkenswerte Person“, so die Remagener Mathematik-Professorin. Zum einen schrieb sie ein Programm für das Modell einer Rechenmaschine, der Analytical Engine von Charles Babbage und konnte sich schon vor 200 Jahren vorstellen, dass es einmal möglich sein würde, mit einer solchen Maschine Musik zu komponieren. Zum anderen hatte sie es nicht einfach als Frau wissenschaftlich tätig zu sein, da Frauen damals der Zugang zu Bibliotheken und Universitäten verboten war.

Anne-Sophie Rother und Nicole Bretthauer berichteten anschließend über ihre Arbeit als Mentorinnen im Ada-Lovelace-Projekt.

Im Beitrag von Prof. Dr. Claus Neidhardt und Prof. Dr. Uwe Jaekel ging es um das „Wohltemperierte Klavier – oder wie man Wurzeln mit Lineal und Gitarre zieht“. Neidhardt veranschaulichte zunächst mathematisch die im Laufe der Zeit angewendeten Stimmungen eines Tasteninstruments. Dabei beschränkte sich der Remagener Professor nicht nur auf die Mathematik, er spielte Intervalle auf einem E-Piano, bei dem man unterschiedliche Stimmungen einstellen konnte. Rein und unrein gestimmte Intervalle wurden deutlich für alle hörbar gemacht, so zum Beispiel die jaulende Wolfsquinte bei der pythagoreischen oder mitteltönigen Stimmung. „In Bachs Zeiten begann man, mit neuen Stimmungen zu experimentieren.“ so Prof. Neidhardt. „Heute stimmt man Klaviere meist gleichstufig.“ Dabei wird die Oktave in zwölf identische Halbton-Schritte aufgeteilt, wobei den Frequenzen der Halbtöne ein identischer Abstand von „100 Cent“ zugewiesen wird. Das Wissen um die Frequenzverhältnisse verschiedener Tonintervalle kann bei der Gitarre genutzt werden, um Längenverhältnisse „akustisch“ zu bestimmen. Prof. Dr. Uwe Jaekel demonstrierte anschließend eindrucksvoll auf seinem Instrument, wie man Wurzeln mit Gitarre und Lineal zieht. „Mit diesem Wissen“, so der Remagener Mathematiker mit einem Augenzwinkern, „können ab sofort in Klausuren neben Taschenrechnern auch Gitarren als Hilfsmittel nicht mehr zugelassen werden“.

„In allem ist Mathematik“, so Prof. Dr. Matthias Kreck. Der weltweit anerkannte Mathematiker der Universität Bonn ist gleichzeitig auch ein begnadeter Cellist. Davon konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung überzeugen. Nach dem Auftakt mit der 1. Cello

Suite von Johann Sebastian Bach stieg er ein in sein Thema: „Polyphonie in der Musik und Mathematik – Ada trifft Bach durch Zagier“. Der Bonner Mathematiker des Max-Planck-Instituts, Don Zagier, lieferte den Beweis für den Zwei-Quadrate-Satz von Pierre de Fermat, dass sich einige Primzahlen als Summe von zwei Quadraten darstellen lassen. Sowohl die Musik von Bach, als auch der Beweis von Zagier mit den sich „abwechselnden Stimmen“ bezeichnet Kreck als polyphon. „Ich bin selbst auf diesen Zusammenhang gekommen, Zagier hab ich noch gar nichts davon gesagt“, so Kreck. Die äußerst unterhaltsame Verbindung aus Mathematik und Musik schloss der Bonner Mathematiker mit einem Bourree von Bach ab.

Im Anschluss an diese Beiträge luden die Mentorinnen des Ada-Lovelace-Projekts dazu ein, Akustik-Experimente selbst auszuprobieren. So bot sich die Gelegenheit, mit einem Cellobogen Cladnische Klangfiguren zu erzeugen, tanzende Maisstärke live zu erleben oder sich selbst als Komponist oder Komponistin zu betätigen und ein musikalisches Würfelspiel von Mozart kennen zu lernen, das vor 200 Jahren der Unterhaltung diente.

Ada Lovelace wäre an diesem Abend sicher gerne dabei gewesen, an dem die Mathematik spannend mit der Musik verknüpft wurde.

Im Ada-Lovelace-Projekt (ALP) Remagen arbeiten Studentinnen zusammen mit Schülerinnen an Themen aus dem Bereich Mathematik, Informatik und Technik. Das vorrangige Ziel des Ada-Lovelace-Projekts ist es, Mädchen und junge Frauen für Studiengänge und Berufe im MINT-Bereich zu gewinnen und damit langfristig den Frauenanteil dort zu erhöhen. Das ALP wird unterstützt von verschiedenen rheinland-pfälzischen Länderministerien (MBWWK, MIFKJF) und dem Europäischen Sozialfond.

[Ada-Lovelace-Projekt, Hochschule Koblenz, RheinAhrCampus Remagen, Christiana Hoerster]

Weitere Informationen: