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Zwei Mittlerinnen zwischen Japan und Deutschland

Veröffentlicht am:03.07.2015
Veröffentlicht von:Benedikt Bastong
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Kategorie:Wettbewerbe / Auszeichnungen
Übersicht:

Eugen und Ilse Seibold-Preis der DFG an Miyoko Motozawa von der Universität Tsukuba und Gesine Foljanty-Jost von der Universität Halle-Wittenberg

Beschreibung:

Mit der Familien- und Sozialrechtlerin Professor Miyoko Motozawa und der Politikwissenschaftlerin und Japanologin Professor Gesine Foljanty-Jost erhalten 2015 zwei Wissenschaftlerinnen den Eugen und Ilse Seibold-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Sie werden ausgezeichnet für ihr jahrelanges erfolgreiches Engagement, das zum deutsch-japanischen Wissenschaftsaustausch und in besonderer Weise zum Verständnis des jeweils anderen Landes beigetragen hat. „Wir freuen uns, mit Frau Foljanty-Jost und Frau Motozawa zwei herausragende Persönlichkeiten auszeichnen zu können, die beide durch einen enormen persönlichen Einsatz und eine breite Vernetzung die bilateralen Beziehungen stärken – sei es auf fachwissenschaftlicher Ebene, in der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses, in der Gremienarbeit oder der Politikberatung“, lobt die Juryvorsitzende Professor Katja Becker, Vizepräsidentin der DFG. Der mit jeweils 10 000 Euro dotierte Preis wird am 7. Oktober 2015 in Bonn verliehen.

Ein Beispiel dafür, wie sich über die Brücken der Wissenschaft nachhaltig das Verhältnis von Deutschland und Japan bereichern lässt, liefert die Arbeit der Juristin Miyoko Motozawa von der Universität Tsukuba. Bereits seit Mitte der 1970er-Jahre untersucht die Japanerin verschiedene Aspekte des deutschen Familien- und Sozialrechts wie beispielsweise das Scheidungsrecht, den Versorgungsausgleich in der Rentenversicherung oder Fragen zu Erziehungsurlaub und -geld. Bei einem zweijährigen Aufenthalt am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Sozialrecht in Hamburg führte Motozawa mit zahlreichen Akteuren der deutschen Pflegeversicherung qualitative Interviews. Auf dieser Basis publizierte sie 1996 eine viel beachtete Monografie, die mit großem Interesse von der japanischen Politik analysiert und als Grundlage für eine Novellierung der japanischen Pflegeversicherung herangezogen wurde.

Als interdisziplinär arbeitende und vernetzte Juristin veranstaltete Miyoko Motozawa zahlreiche Seminare und Kongresse in Japan und Deutschland, zu denen sie Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und der Medizin zusammenbringen konnte, um Themen wie Sozialrecht und Pflegeversicherung ganzheitlich zu beleuchten. Aktuell ist Frau Motozawa mit der Neugründung eines internationalen und interdisziplinären Forschungszentrums beschäftigt, das sich dem weltweit herausfordernden Thema „Global Ageing“ widmet.

Auch Gesine Foljanty-Jost hat sich über Jahrzehnte für den Austausch und die Kooperation zwischen Deutschland und Japan eingesetzt und einen zentralen sozialwissenschaftlichen Beitrag zur Japanforschung in Deutschland geleistet. Sie war langjähriges Vorstandsmitglied der 1988 gegründeten Vereinigung für sozialwissenschaftliche Japanforschung (VSJF) und engagierte sich als Mitglied, Beraterin oder in leitender Funktion in bilateralen Einrichtungen wie dem Deutsch-Japanischen Forum, dem Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin und dem Deutschen Institut für Japanstudien in Tokio.

Die promovierte Politikwissenschaftlerin Gesine Foljanty-Jost folgte 1992 einem Ruf an die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, wo sie einen Lehrstuhl für Japanologie gründete und ihn kontinuierlich zu einem zentralen Standort deutscher Japanforschung aufgebaut hat. Sie initiierte wichtige Universitätspartnerschaften mit Senshu, Tokio, Waseda, Dokkyo und Tsukuba. Außerdem warb sie das DFG-geförderte Internationale Graduiertenkolleg zwischen Deutschland und Japan (Universität Tokio) ein, das unter dem Titel „Formwandel der Bürgergesellschaft. Japan und Deutschland im Vergleich“ den wissenschaftlichen Nachwuchs ausbildet. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeiten war die japanische Umweltpolitik – ihre in den 1990er-Jahren erschienenen Beiträge dazu konnten die in der deutschen Umweltpolitik geführten Debatten befruchten. Für ihren hohen Einsatz für die wissenschaftlichen Beziehungen zwischen Japan und Deutschland verlieh die japanische Regierung 2013 Frau Foljanty-Jost bereits den Orden der aufgehenden Sonne.

Seit 1997 wird der Eugen und Ilse Seibold-Preis der DFG etwa alle zwei Jahre an japanische und deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vergeben. Die Preise honorieren besondere Leistungen auf allen Wissenschaftsgebieten, werden jedoch im Turnus wechselnd zwischen den Geistes- und Sozialwissenschaften (einschließlich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften) und den Naturwissenschaften (einschließlich Biowissenschaften und Medizin) vergeben.

Die Mittel für den Preis stammen aus einem von Eugen und Ilse Seibold gestifteten Fonds. Von 1980 bis 1985 war der Meeresgeologe Eugen Seibold Präsident der DFG, 1994 wurde ihm gemeinsam mit dem amerikanischen Umweltschützer Lester Brown der „Blue Planet Prize“ der japanischen Asahi Glas-Stiftung verliehen. Von dem mit 400 000 Euro weltweit höchstdotierten Umweltpreis haben Eugen Seibold und seine Frau Dr. Ilse Seibold der DFG 150 000 Euro zur Begründung eines Fonds gestiftet. Die Erträge dieses Fonds dienen der Förderung der Wissenschaft und der Verständigung zwischen Deutschland und Japan.

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zu den aktuellen Preisträgerinnen und ein Rückblick finden sich unter:

www.dfg.de/seibold-preis

Ansprechpartnerin in der Geschäftsstelle der DFG:

Dr. Franziska Langer, Internationale Zusammenarbeit, Tel. +49 228 885-2923, Franziska.Langer@dfg.de

Weitere Informationen: