Veröffentlicht am: | 30.01.2015 |
Veröffentlicht von: | Jan-Martin Wiarda Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren |
Kategorie: | Forschungsprojekte Forschungs- / Wissenstransfer |
Forschungsergebnisse zügig in die Anwendung zu bringen und damit zum gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Nutzen einzusetzen – das ist das Ziel des Förderprogramms „Helmholtz Enterprise“. Drei neue Ausgründungen aus Helmholtz-Zentren wurden jetzt in die Förderung aufgenommen. Bis zu 260.000 Euro Startkapital erhalten die Gründer. Die Hälfte davon stammt aus dem Impuls- und Vernetzungsfonds der Helmholtz-Gemeinschaft, die andere Hälfte steuert das jeweilige Zentrum bei. Seit 2005 hat Helmholtz damit insgesamt 89 Gründungsideen von Forscherinnen und Forschern finanziert. „Helmholtz Enterprise“ sichert vor allem die kritische Anfangsphase dieser jungen Unternehmungen.
„Es ist stets eine große Herausforderung, aus guten Ideen für innovative Produkte oder Dienstleistungen ein funktionierendes Geschäftsmodell zu entwickeln“, sagt Rolf Zettl, Geschäftsführer der Helmholtz-Gemeinschaft. Besonders der Start sei jedoch schwierig, da oft finanzielle Mittel und personelle Ressourcen fehlten. „Damit der Transfer aus dem Labor in die Wirtschaft gelingen kann, unterstützen wir Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unserer Zentren dabei, als Unternehmer Fuß zu fassen.“ Die Förderung durch „Helmholtz Enterprise“ sei dafür gedacht, die erste Phase zu überbrücken und den Gründern den notwendigen Freiraum zu verschaffen, ihren Businessplan weiterzuentwickeln, erklärt der Geschäftsführer. Um die Erfolgschancen der Projekte zusätzlich zu erhöhen, unterstützt Helmholtz die Gründer auch mit Beratung durch erfahrene Experten.
Die neu geförderten Projekte sind:
1.) dermaSight – Innovatives bildgebendes Verfahren für dermatologische und endoskopische Anwendungen
Die kommerzielle Entwicklung eines neuartigen bildgebenden Instruments für dermatologische und endoskopische Untersuchungen ist Gegenstand der geplanten Ausgründung dermaSight aus dem Helmholtz Zentrum München. Basierend auf einer neuen Technologie zur ultra-breitbandigen optoakustischen Mesoskopie können 3D-Bilder mit hoher Auflösung erzeugt werden, die molekulare und physiologische Parameter in Echtzeit erfassen. Der Mehrwert für künftige Anwender besteht insbesondere in einer schnellen und zuverlässigen Diagnose, so dass beispielsweise Hautkrebs früher erkannt wird. Das Verfahren kann unter anderem auch für die Entdeckung von Darmkrebs oder zur Unterstützung operativer Eingriffe angewendet werden. Die dermaSight-Technologie kann dabei optimal um multi-spektrale optoakustische Tomographie erweitert werden, was durch die Kooperation mit einem bereits erfolgreich ausgegründeten Unternehmen des Helmholtz-Zentrums ermöglicht wird.
Ansprechpartner: Prof. Dr. Vasilis Ntziachristos, Alexander Dima
Tel.: +49 89 3187-3852
E-Mail:
Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt
2.) tacterion – Taktile Sensorsysteme für Robotik und Medizintechnik
Die Ausgründer des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt arbeiten an einer Polymer-basierten Sensorfläche, die als „künstliche Haut" beispielsweise für Robotersysteme angewendet werden kann. Ähnlich ihrem biologischen Vorbild, ermöglicht die künstliche Haut die Erfassung von Kontaktkräften und deren räumlicher Verteilung. Ihre elastisch dehnbare Sensorfläche vereint scheinbar widersprüchliche Eigenschaften – sie ist zugleich hoch sensibel und überlastfest. Die Dehnbarkeit ermöglicht zudem die Anwendung auf mehrfach gekrümmten und nachgiebigen Oberflächen. Damit können zum Beispiel Teile moderner Roboterarme mit einer vollflächigen taktilen Sensorik ausgestattet und zukünftig völlig neue Mensch-Maschine-Schnittstellen realisiert werden. tacterion will dazu beizutragen, die direkte physikalische Interaktion zwischen Mensch und Roboter sicher und intuitiv zu gestalten, indem zwischen gewünschter Interaktion und unbeabsichtigten Kollisionen unterschieden und eine angemessene Reaktion des Robotersystems ausgelöst wird. Darüber hinaus kann die Technologie aber auch in der Medizintechnik oder in der Automobilherstellung eingesetzt werden. Innovative Herstellungsprozesse erlauben es, je nach Kunden-wunsch, die Größe, die räumliche Auflösung und den Messbereich zu skalieren und die künstliche Haut an die Anforderungen der jeweiligen Anwendung anzupassen.
Ansprechpartner: Dr.-Ing. Michael Strohmayr
Tel.: +49 8153 28-3359
E-Mail:
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
3.) TRIDEC Cloud – Web-basierte Plattform zur zuverlässigen Abschätzung von Gefahrenpotenzialen
Die neuartige Plattform des Ausgründungsteams des Helmholtz-Zentrums Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ führt wissenschaftliche Daten und Modelle für beispielsweise Wetter- oder Katastrophenvorhersagen mit Daten und Algorithmen der Kunden, vorwiegend aus der Versicherungsbranche, zusammen. Der als Cloud-Modell konzipierte Service ist auf spezifische Kundeninteressen zugeschnitten und bedient drei verschiedene Marktsegmente: Der erste Bereich richtet sich gleichermaßen an (Rück-) Versicherer und Versicherte. Hier wird die Plattform für die Risikoeinschätzung, Bewertung der Schadensanfälligkeit und Katastrophenanalyse im Bereich Naturgefahren eingesetzt. Versicherungsunternehmen können so die Gefahrenanfälligkeit besser abschätzen, präventive Maßnahmen anbieten und die Notfallvorsorge und Gefahrenabwehr der Versicherten unterstützen. Der zweite Bereich richtet sich vor allem an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, aber auch an Kunden anderer Bereiche, die auf die wissenschaftlichen Algorithmen und Daten zugreifen und damit individuelle Berechnungen durchführen möchten, beispielsweise in der Tsunami- oder Erdbebenforschung. Der dritte Bereich betrifft die Frühwarnung und das Notfallmanagement für Naturgefahren. Bisherige Frühwarnsysteme bestehen aus isolierten, unabhängig entwickelten, nicht vernetzten und häufig veralteten Softwarelösungen. Die neue Web-basierte Plattform soll helfen, die Einzellösungen zu einem einheitlichen System zusammenzuführen und so das Notfallmanagement auf nationaler und internationaler Ebene für die gesamte Frühwarnkette zu verbessern.
Ansprechpartner: Prof. Joachim Wächter
Tel.: +49 331 288-1680
E-Mail:
Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ
Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie sowie Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit fast 37.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 18 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3,99 Milliarden Euro die größte Wissenschafts-organisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).