Veröffentlicht am: | 19.03.2024 |
Veröffentlicht von: | Christoph Herbort-von Loeper M.A. Leibniz-Gemeinschaft |
Kategorie: | Wissenschaftspolitik Organisatorisches |
Die gemeinsame Förderung von vier Leibniz-Einrichtungen durch Bund und Länder soll fortgeführt werden. Das empfiehlt der Senat der Leibniz-Gemeinschaft nach Abschluss der regelmäßigen wissenschaftlichen Evaluierung. Eine erneute Überprüfung der Fördervoraussetzungen soll bei allen vier Einrichtungen nach dem Regelturnus von sieben Jahren erfolgen.
Folgende Leibniz-Einrichtungen wurden evaluiert:
• Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung, Müncheberg (ZALF)
• Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow, Leipzig (DI)
• Mathematisches Forschungsinstitut Oberwolfach (MFO)
• Schloss Dagstuhl – Leibniz-Zentrum für Informatik, Wadern (LZI)
Zu den Stellungnahmen des Senats der Leibniz-Gemeinschaft im Einzelnen:
1) Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung, Müncheberg (ZALF)
Das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung untersucht Wirkungszusammenhänge in Agrarlandschaften mit dem langfristigen Ziel einer nachhaltigen und widerstandsfähigen Landwirtschaft. Es adressiert Fragen in den Bereichen Landnutzung, Ernährungssicherheit, biologische Vielfalt und Ressourcenknappheit. Dafür arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen zusammen.
Der Leibniz-Senat hält in seiner heute veröffentlichten Stellungnahme fest, dass sich das ZALF in den vergangenen sieben Jahren hervorragend entwickelt habe. Mit der Reorganisation seiner Forschungsaktivitäten habe das Zentrum eine überzeugende Struktur für seinen Systemforschungsansatz gefunden. Es entstünden regelmäßig international anerkannte Forschungsergebnisse. Ein Großteil der Arbeiten sei interdisziplinär angelegt und schlage den transdisziplinären Bogen von der Grundlagenforschung in die Anwendung. Das ZALF unterhalte wichtige feld- und landschaftsbezogene Forschungsinfrastrukturen. In einem Landschaftslabor und zwei Versuchsstationen verfüge es über modernste Ausstattung für seine experimentellen Forschungsaktivitäten und die Erhebung von Landschaftsdaten.
Das Zentrum biete seinen Beschäftigten sehr gute Arbeits- und Forschungsbedingungen. Der Senat würdigt die Verbindungen des ZALF zu regionalen und überregionalen universitären Partnern sowie die Beteiligung an mehreren großen Verbundprojekten. Mittlerweile kämen zahlreiche Forschende aus dem Ausland an das Zentrum, um dort ihre Karriere zu beginnen oder fortzusetzen.
Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des ZALF fortzusetzen.
2) Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow, Leipzig (DI)
Das Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow forscht interdisziplinär und epochenübergreifend zu jüdischen Lebenswelten in ihren nicht-jüdischen Umgebungen in Mittel- und Osteuropa sowie in den Räumen der jüdischen Emigration.
Seit seiner Aufnahme in die Leibniz-Gemeinschaft im Jahr 2018 habe sich das DI sehr gut entwickelt, so der Senat der Leibniz-Gemeinschaft in seiner heute veröffentlichten Stellungnahme. Das Institut habe überzeugende Schwerpunkte gesetzt und mit innovativen Projekten zur jüdischen materiellen Kultur einen vielversprechenden Weg eingeschlagen. Seine Erkenntnisse vermittele das Institut über wissenschaftliche Kreise hinaus auch ausgesprochen erfolgreich einem breiteren Publikum, beispielsweise durch öffentliche Veranstaltungen oder die Bereitstellung von Materialien für den Schulunterricht.
Der Senat hebt die sehr gute Zusammenarbeit mit der Universität in Leipzig und der Hebrew University in Jerusalem hervor, die erst kürzlich zur Einwerbung eines internationalen Graduiertenkollegs geführt habe. Erfreulich sei außerdem die intensivierte Kooperation des Instituts mit Partnereinrichtungen in Mittel- und Osteuropa. Dem Institut werde empfohlen, zusätzlich verstärkt Partnerschaften mit Einrichtungen in Westeuropa und den USA einzugehen, die im Bereich der jüdischen Studien wichtig sind.
Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des DI fortzusetzen.
3) Mathematisches Forschungsinstitut Oberwolfach (MFO)
Aufgabe des Mathematischen Forschungsinstituts Oberwolfach ist es, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland die Möglichkeit zur gemeinsamen Forschung in Workshops, Seminaren und weiteren Veranstaltungsformaten zu ermöglichen. Die wettbewerbliche Auswahl entsprechender Anträge verantworten der Direktor und ein ehrenamtlich tätiges Gremium aus international ausgewiesenen Mathematikerinnen und Mathematikern.
Das MFO sei eine international hoch angesehene soziale Forschungsinfrastruktur, so der Leibniz-Senat in seiner heute veröffentlichten Stellungnahme. Jährlich kämen knapp 3.000 Gäste nach Oberwolfach, mehr als zwei Drittel aus dem Ausland. Damit leiste das MFO einen herausragenden Beitrag für die Vernetzung der mathematischen Fachgemeinschaft. Vor Ort fänden die Gäste hervorragende Arbeitsbedingungen vor; neben Tagungsräumen und Unterkünften stehe insbesondere eine ausgezeichnete mathematische Bibliothek bereit. Während der Pandemie habe das Institut innovative hybride Formate entwickelt, die man auch im aktuell wieder aufgenommenen Präsenzbetrieb weiter einsetzen wolle. Zur Dokumentation der Veranstaltungsergebnisse stelle das MFO u. a. Zusammenfassungen und Mitschriften aus seinen Veranstaltungen bereit, die überwiegend kostenfrei digital zugänglich seien.
Die Beschäftigten des MFO leisteten einen erheblichen Beitrag zum Erfolg des Instituts. Der Direktor, der stellvertretende Direktor und die ehrenamtlich für das MFO verantwortlichen Gremienmitglieder würden von einem Wissenschaftler, der Verwaltungsleiterin und weiteren 35 Angestellten in Verwaltung, Bibliothek, Hauswirtschaft und Technik ausgezeichnet unterstützt.
Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des MFO fortzuführen.
4) Schloss Dagstuhl – Leibniz-Zentrum für Informatik, Wadern (LZI)
Schloss Dagstuhl – Leibniz-Zentrum für Informatik ist eine soziale Forschungsinfrastruktur mit eigenen Tagungsräumen und Gastunterkünften. Es bietet Forschenden aus dem Bereich der Informatik die Möglichkeit, Veranstaltungen unter eigener Federführung durchzuführen. Die wettbewerbliche Auswahl entsprechender Anträge verantworten der Direktor und ein ehrenamtlich tätiges Gremium, in dem sich ausgewiesene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler engagieren. Neben dem Veranstaltungsprogramm unterhält das LZI die bibliographische Datenbank dblp Computer Science Bibliography und bietet Dienstleistungen im Bereich des Open-Access-Publishing an.
Mit seinen Veranstaltungen leiste das LZI einen herausragenden Beitrag für die Vernetzung der informatischen Fachgemeinschaft, so der Senat der Leibniz-Gemeinschaft. Im Rahmen der bewilligten Veranstaltungen kämen jährlich 3.000 Personen zu einem intensiven wissenschaftlichen Austausch zusammen, davon ca. drei Viertel aus dem Ausland. Die Corona-Pandemie habe den Veranstaltungsbetrieb stark beeinträchtigt. Diese Herausforderung habe das Zentrum jedoch mit Hilfe von digitalen Formaten hervorragend bewältigt.
Die Datenbank dblp habe sich zum wichtigsten bibliographischen Arbeitsmittel für die internationale Fachgemeinschaft entwickelt. Die Dienstleistungen des LZI im Bereich des Open-Access-Publishing seien eine wichtige Alternative zu kommerziellen Angeboten und ermöglichten eine qualitätsgesicherte, preisgünstige Publikation von Konferenzbänden und Zeitschriften.
Der Vorstand des LZI und die ehrenamtlich das LZI lenkenden Gremienmitglieder würden von den Beschäftigten in der Geschäftsstelle in Saarbrücken und Trier sowie im Veranstaltungszentrum in Wadern ausgezeichnet unterstützt. Die nun ruhestandsbedingt neu zu besetzende Stelle für die wissenschaftliche Leitung sei wie empfohlen kurz nach dem Evaluierungsbesuch ausgeschrieben worden.
Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des LZI fortzusetzen.
Die einzelnen Senatsstellungnahmen finden Sie im Wortlaut auch auf den Internetseiten der Leibniz-Gemeinschaft unter
Hintergrund:
Jede Leibniz-Einrichtung wird regelmäßig extern evaluiert, spätestens alle sieben Jahre. International ausgewiesene Sachverständige bewerten die Leistungen und Strukturen jeder Einrichtung. Alle an der Bewertung und Beurteilung beteiligten Gremien sind ausschließlich mit Personen besetzt, die nicht an Leibniz-Einrichtungen tätig sind.
Grundlage für die Bewertung ist eine schriftliche Unterlage der Einrichtung und ein Evaluierungsbesuch am Institut. Die Ergebnisse der Begutachtung werden in einem Bewertungsbericht festgehalten, zu dem die bewertete Institution Stellung nehmen kann. Auf dieser Grundlage verabschiedet der Senat der Leibniz-Gemeinschaft eine wissenschaftspolitische Stellungnahme. Die Stellungnahme schließt mit einer Förderempfehlung ab und dient der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) zur Überprüfung der Fördervoraussetzungen.
Die Senatsstellungnahme werden zusammen mit den Anlagen A (Darstellung der wesentlichen Inhalte und Strukturen der Einrichtung), B (Bewertungsbericht) und C (Stellungnahme der Einrichtung zum Bewertungsbericht) auf der Website der Leibniz-Gemeinschaft veröffentlicht.
Pressekontakt für die Leibniz-Gemeinschaft
Christoph Herbort-von Loeper
Tel.: 030 / 20 60 49 – 471
Mobil: 0174 / 310 81 74
Die Leibniz-Gemeinschaft
Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 96 eigenständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen – u. a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 20.500 Personen, darunter 11.500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Das Finanzvolumen liegt bei zwei Milliarden Euro.