Veröffentlicht am: | 15.01.2024 |
Veröffentlicht von: | Michael Flacke Deutscher Akademischer Austauschdienst e.V. |
Kategorie: | Wissenschaftspolitik Organisatorisches |
Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) hat heute in einem Empfehlungspapier Leitlinien für die akademische Zusammenarbeit mit China veröffentlicht. Der DAAD setzt dabei auf einen realpolitischen Ansatz, der auch die Grundlage der China-Strategie der Bundesregierung darstellt.
Im vergangenen Jahr hat die Bundesregierung ihre China-Strategie vorgestellt, die eine umfassende Neubewertung der Beziehungen zur Volksrepublik vornimmt. Das heute veröffentlichte Empfehlungspapier des DAAD leitet daraus drei allgemeine Leitprinzipien für deutsche Hochschulen im Umgang mit chinesischen Partnern ab: dieser soll sich interessensorientiert, risikoreflexiv sowie kompetenzbasiert gestalten. Das Papier enthält zu jedem Leitprinzip konkrete Handlungsempfehlungen für die Umsetzung dieses außenwissenschaftsrealpolitischen Ansatzes an den Hochschulen. Die Empfehlungen basieren neben der China-Strategie der Bundesregierung auf dem intensiven Austausch mit Partnern in China und Deutschland, den Expertinnen und Experten innerhalb des DAAD und den DAAD-Mitgliedshochschulen.
„China hat sich zu einer erfolgreichen Wissenschaftsnation entwickelt und ist in einigen Bereichen inzwischen weltweit führend. Zudem können viele der vom Menschen verursachten Krisen, wie der rasante Klimawandel und das massive Artensterben, im globalen Maßstab nur in Zusammenarbeit mit China erfolgreich gemeistert werden“, sagte Prof. Dr. Joybrato Mukherjee, Präsident des DAAD. „Gleichzeitig ist die Volksrepublik ein herausfordernder Partner in der Außenwissenschaftspolitik und wird von der Bundesregierung in ihrer China-Strategie auch als systemischer Rivale gesehen. Die akademische Kooperation mit China muss dieser differenzierten Neubewertung Rechnung tragen: Es gilt, die Wissenschaftskooperation mit China realistisch zu gestalten. Der DAAD unterstützt daher die deutschen Hochschulen dabei, ihre eigenen wissenschaftlichen Interessen zu schärfen, Chancen und Risiken zu erkennen sowie klare Prüfverfahren und Prozesse für bestehende oder zukünftige Kooperationen zu entwickeln oder auszubauen.“
Die vom DAAD vorgeschlagenen Leitprinzipien und Handlungsempfehlungen wiesen den Weg für eine solche Weiterentwicklung, so der DAAD-Präsident. Zugleich erforderten sie einen umfassenderen Austausch innerhalb der Wissenschaft in Deutschland über wissenschaftseigene Interessen, den Ausbau der bestehenden China-Kompetenz an den Hochschulen und eine gesicherte Finanzierung für die Etablierung und Weiterentwicklung der notwendigen Prozesse. „Die in der Strategie der Bundesregierung zu Recht geforderte China-Kompetenz muss konsequent ausgebaut werden. Dies sollte vorzugsweise mit eigenen Ressourcen und in unabhängigen Strukturen geschehen. Nur dann wird es uns gelingen, unsere Interessen in der gemeinsamen Wissensgenerierung zu wahren, den Zugang zu chinesischen Institutionen als wichtigen Akteuren im internationalen Wissenschaftssystem zu erhalten und Risiken fundiert zu beurteilen und zu vermeiden“, sagte Joybrato Mukherjee.
Der DAAD unterstützt deutsche Hochschulen seit vielen Jahren beim Ausbau ihrer China-Kompetenz durch verschiedene Förderprogramme. Seit 2019 bietet er außerdem mit dem „Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperation (KIWi)“ Beratungen zu allen Bereichen der internationalen Hochschulkooperation an. In den vergangenen Jahren hat der DAAD zudem Strategiepapiere zur Gestaltung einer Außenwissenschafts-Realpolitik vorgestellt, in denen er für eine realpolitisch basierte Science Diplomacy wirbt, die sich bewusst den globalen Krisen, Verwerfungen und Systemrivalitäten stellt und dabei die Chancen des Kooperationsraums Wissenschaft nutzt.